Wegwerfen war gestern
Vom brummenden Autoradio bis zur defekten Zitronenpresse: In Repair-Cafés werden Dinge wieder zum Laufen gebracht, die sonst im Müll landen würden. Wie gut das funktioniert, hat #zukunftleben in Stuttgart erlebt.
Ein Samstag im Repair-Café Stuttgart
Aurelie
kann jetzt wieder Fahrrad fahren
„Ich bin bestimmt schon zum fünften Mal dabei. Das Essen schmeckt immer super und bis auf eine Küchenmaschine konnte bisher alles repariert werden. Heute habe ich mein Elektrofahrrad mitgebracht, das sich nicht mehr vollständig auflädt – alleine habe ich nicht rausfinden können, warum.“
Jan
schraubte seinen Computer auf
„Mein Laptop ratterte richtig laut. Wir haben den Prozessor und den Kühler gereinigt und neue Wäremeleitpaste aufgetragen. Jetzt ist er schon mal deutlich leiser. Auch wenn das Problem nicht ganz behoben ist: Ich habe jede Menge Wissen mitgenommen und handwerklich viel gelernt.“
Henning
hat seine Stereoanlage mitgebracht
„Die Stereoanlage hat schon 20 Jahre auf dem Buckel, aber immer tadellos funktioniert. Dann konnte ich plötzlich keine CDs mehr abspielen. Michael vom Repair-Café hatte gleich die Vermutung, dass es am Antriebsriemen liegen könnte. Wir haben ihn mit Benzin gereinigt – das hat geholfen.“
Roland
nahm sich der Kaffeemaschine an
„Kaffeevollautomaten sind immer ganz schön schwierig zu reparieren, aber in diesem Fall hat die Reinigung mit Druckluft funktioniert. Die Kaffeepartikel setzen sich mit der Zeit in den Schläuchen ab, das muss regelmäßig gereinigt werden. Jetzt läuft die Maschine aber erst mal wieder.“
Wolfgang
hilft, wenn die Mechanik streikt
„Mir ist wichtig, dass die Menschen ihre Geräte möglichst lange benutzen. Und schon beim Kauf darauf achten, ob man sie reparieren kann. Als meine Frau und ich dann die Anzeige für das Repair-Café sahen, haben wir sofort gesagt: ‚Da machen wir mit!‘ Das war vor fast vier Jahren.“
Organisationstalent Matthias
„Hilfe zur Selbsthilfe – so kann man unser Konzept am besten beschreiben. Die Erfahrung zeigt: Rund 50 bis 80 Prozent der Dinge, die die Leute mitbringen, lassen sich reparieren. Auch Geräte mit Stecker! An die Reparatur elektronischer Apparate trauen sich viele alleine nicht ran – dann helfen wir.“
Wie Tobias und Felix eines der ersten Repair-Cafés in Stuttgart gründeten
Die Entscheidung fiel im Januar 2014, ziemlich spontan: „Schluss mit Philosophieren, wir gründen ein Repair-Café im Stuttgarter Westen!“, waren sich Tobias und Felix einig. Angenommen wird alles, was eine Person tragen kann – ob aus Holz, Mechanisches, Elektrogeräte oder Fahrräder. Aus dem losen Verbund von Mitstreiterinnen und Mitstreitern wurde im Dezember 2014 ein Verein: die Werkstadt Stuttgart. Damit sind Fragen rund um Haftung und Versicherung geklärt und es können Spendenquittungen ausgestellt werden. Schließlich müssen Fixkosten wie Miete und Material gezahlt werden. Bei den Veranstaltungen stehen Kaffee, Tee und häufig sogar gespendete Kuchen und Sandwiches für alle bereit. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des Repair-Cafés in Stuttgart sind von Anfang an dabei und haben inzwischen wichtige Aufgaben übernommen: wie Matthias, der sich zusammen mit Silvia um Organisatorisches kümmert.
„Felix und ich haben uns schon lange Gedanken darüber gemacht, wie man vermeiden kann, Dinge gleich wegzuwerfen. Auf Facebook haben wir gefragt, wer mit uns ein Repair-Café starten möchte. Im Eltern-Kind-Zentrum Stuttgart (EKiZ) fanden wir dann die richtigen Räumlichkeiten.“
Mitgründer Tobias