Bäume für den Chepalungu-Wald
Seit 2019 setzt der WWF in Kenia gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort und den lokalen Behörden ein großes  Wiederaufforstungsprojekt um. EDEKA Südwest unterstützt das Engagement mit der Baumpflanzkarte. Hier erfahren Sie mehr.
Lage des Chepalungu-Waldes
In der Region Bomet im Südwesten von Kenia befinden sich die beiden insgesamt rund 5.000 Hektar großen Chepalungu-Waldschutzgebiete. Der ehemals riesige, zusammenhängende Laubwald wurde in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren intensiv abgeholzt und 2007/2008 infolge von politischen Unruhen weitgehend zerstört. Mit verheerenden Folgen: Die Flüsse, die hier entspringen, führen nur noch saisonal Wasser und die Böden wurden unfruchtbar. Heute sind die Gemeinden vor Ort motiviert, den Wald so weit wie möglich wiederherzustellen. So begann die Arbeit für ein umfassendes Wiederaufforstungsprojekt, das der WWF zusammen mit der Bevölkerung und den lokalen Behörden umsetzt.
Johannes Kirchgatter ist Biologe und Geograf und seit 2009 Afrika-Referent beim WWF. Im Interview verrät er, wie es mit der Wiederaufforstung des Chepalungu-Waldreservats läuft und was für die Zukunft geplant ist. (© Christiane Flechtner / Daniel Crous / WWF)
Welche Auswirkungen hatte die Zerstörung des Chepalungu-Walds?
Johannes Kirchgatter: Die Folgen waren gravierend, 5.000 Hektar sind eine riesige Fläche. Das lokale Mikroklima hat sich durch die Abholzung stark verändert, es gab Staubstürme und die meisten Quellen sind trockengefallen. Das hat auch dramatische Folgen für den Mara-Fluss, der die Lebensader für die berühmte Massai Mara, den kenianischen Teil der Serengeti, ist. Viele Tierarten sind existenziell von diesem Fluss abhängig. Auch für die „Great Migration“, eine der weltweit größten Tierwanderungen, gäbe es ohne den Fluss kein Überleben. Und der Mara wird vom Wasser aus den Wäldern an den Flussoberläufen gespeist. Der Chepalungu-Wald ist einer von ihnen.
Wie läuft das Aufforstungsprojekt ab?
Johannes Kirchgatter: Wir wollen den Wald wiederherstellen. Dieser soll in Teilen ganz wild werden, mit einer streng geschützten Kernzone und einer Pufferzone, in der Gemeinden bestimmte Nutzungsformen durchführen dürfen. Es geht also nicht nur darum, Bäume zu pflanzen, sondern um Pflege, Schutz und eine langfristige und nachhaltigere Waldbewirtschaftung.
Woher kommen die Bäume, die neu gepflanzt werden?
Johannes Kirchgatter: Wir haben gemeinsam mit den lokalen Gemeinden rund um das riesige Gebiet Baumschulen eingerichtet. Dann wurde erst mal getestet, welche einheimischen Baumarten sich für die Wiederaufforstung eignen. Man muss erst einen sogenannten Vorwald etablieren, mit Baumarten, die als Pioniere fungieren und ein Dach schaffen, unter dem sich dann viele weitere Arten auch von allein ansiedeln können. Das Saatgut für die Bäume wird in umliegenden Wäldern gesammelt und daraus werden dann kleine Setzlinge gezogen.
Und was für Baumarten sind das?
Johannes Kirchgatter: Wir pflanzen aktuell fünf verschiedene Arten, zum Beispiel den afrikanischen Baumwachholder. Als Setzling sieht der aus wie ein kleiner Weihnachtsbaum, wächst dann aber zu einem riesigen Baum heran und ist ökologisch sehr wertvoll. Seine Früchte sind wichtig als Nahrung für Affen, Vögel und andere Tierarten. Eine weitere Art und einer meiner Lieblingsbäume ist das ostafrikanische Grünherz, auch Wasserbirne genannt. Dieser Baum ist sehr anpassungsfähig und wächst sehr schnell, etwa einen Meter pro Jahr.
Und wie müssen die Bäume geschützt werden?
Johannes Kirchgatter: Wir errichten Zäune, um die Jungbäume – solange sie noch sehr klein sind – vor Weidetieren zu schützen. Vor allem Ziegen sind eine Gefahr für die Setzlinge, da sie diese komplett auffressen würden. Wenn die Bäume eine bestimmte Größe haben, können die Zäune weg. Die jungen Bäume müssen natürlich auch gepflegt werden. In den Randzonen haben wir dafür das sogenannte „Kleine-Farm-System“ etabliert. Das bedeutet, dass die Menschen vor Ort hier in den ersten zwei bis drei Jahren zwischen den Bäumen Bohnen, Mais oder Kürbis anpflanzen und ernten dürfen. Eine Win-win-Situation, denn dadurch werden die jungen Bäume nicht von Gräsern und Kräutern überwuchert und die Menschen vor Ort profitieren von der landwirtschaftlichen Nutzung.
Welche Herausforderungen gibt es im Moment?
Johannes Kirchgatter: Das Wettergeschehen ist aktuell unsere größte Herausforderung. In Kenia herrscht schon seit drei Jahren eine heftige Dürre. In unserem Gebiet ist es zum Glück nicht ganz so schlimm, aber auch hier gibt es deutlich weniger Niederschläge als in den Jahren davor. Und wir können die Bäume immer nur während der beiden Regenzeiten im Frühling und im Herbst pflanzen. Wir warten aktuell auf Regen, damit es wieder losgehen kann. Das ist immer auch eine logistische Herausforderung, wenn 100.000 Setzlinge mit Traktoren und Eseln auf die Fläche verteilt und zügig eingepflanzt werden müssen.
In Zukunft sollen auch Schulen in das Projekt eingebunden werden, wie genau soll das ablaufen?
Johannes Kirchgatter: Wir haben dafür rund um das Chepalungu-Waldgebiet Partnerschaften mit Schulen aufgebaut. Schulklassen übernehmen Patenschaften für den Wald und pflanzen dann auch selbst Bäume. Sie bekommen eine Vielzahl verschiedener Baumarten für den Schulgarten und auch für zu Hause. Jedes Kind, das mitmacht, darf einen Baum mit nach Hause nehmen. Das sind dann andere Arten, z.B. Mango- oder Avocadobäume, die sie rund um die heimatliche Hütte oder das Haus pflanzen können. Und in den Schulen sollen Gärten entstehen, damit die Kinder dort mehr über die heimischen Bäume lernen können. Zum Beispiel über traditionelle Nutzungsmöglichkeiten, aber auch, wie wichtig Bäume in Zeiten des Klimawandels sind und warum Wälder geschützt und nachhaltiger genutzt werden müssen. Das kann man nicht schöner rüberbringen, als wenn die Kinder selbst aktiv werden dürfen und Bäume pflanzen.
Wie viele Bäume wurden bereits gepflanzt und wie sehen die weiteren Pläne des WWF aus?
Johannes Kirchgatter: Bis heute konnten wir bereits 400.000 neue Bäume auf einer Fläche von 350 Hektar pflanzen. Rund 200 lokale Gemeindemitglieder arbeiten im Projekt mit und bis 2030 ist es unser Ziel, dass das 5.000 Hektar große Gebiet komplett restauriert und geschützt ist und wieder fünf Millionen einheimische Bäume im Chepalungu-Wald wachsen.
So geht’s: Wälder schützen mit der Baumpflanzkarte
Ob bei uns im Südwesten oder in Kenia – Wälder sind Heimat für unzählige Tier- und Pflanzenarten und wichtig für den Klimaschutz. Mehr als genug Gründe also, den Wald zu schützen und zu bewahren. Mit der Baumpflanzkarte trägt EDEKA Südwest einen Teil dazu bei. Wenn Sie bei Ihrem Einkauf in teilnehmenden Märkten die nachhaltigeren Mehrweglösungen nutzen, können Sie Punkte für die Baumpflanzkarte sammeln.
Eindrücke aus dem Chepalungu-Waldreservat
Luftaufnahme eines Aufforstungsareals des Chepalungu-Waldreservats. Ziel ist es, schrittweise 5.000 Hektar Wald mit heimischen Baumarten wiederherzustellen. (© Daniel Crous / WWF)
Zum Zweck der Wiederaufforstung werden verschiedene einheimische Baumarten gepflanzt. In den Baumschulen vor Ort ziehen die Mitarbeitenden dafür Setzlinge aus Saatgut heran. (© WWF Kenya)
Prüfung in der Baumschule: Sind die Setzlinge groß genug, können sie während der Regenzeiten gepflanzt werden. Die Menschen vor Ort werden an der Planung und Umsetzung sämtlicher Maßnahmen intensiv beteiligt. (© WWF Kenya)
Durch das „Kleine-Farm-System“ werden Jungbäume in den ersten Jahren vor Überwucherung geschützt. Die Überlebensrate der Bäume liegt bei über 80 Prozent. Bei Bedarf werden Nachpflanzungen durchgeführt. (© WWF Kenya)
Durch eine luftige Anpflanzung der Bäume bleibt genug Raum, sodass sich der Wald durch herabfallende, angeflogene oder von Tieren verbreitete Samen in Zukunft selbst verjüngt. (© Daniel Crous / WWF)
Wiederaufforstung des Chepalungu-Forest in Kenia
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