Herr Gerber, wie hat sich der Demeter-Verband seit den Anfängen weiterentwickelt?
Alexander Gerber: Unsere Geschichte als Gemeinschaft begann an Pfingsten 1924: Damals hielt Rudolf Steiner im polnischen Koberwitz Vorträge vor rund hundert Bäuerinnen und Bauern, die sich angesichts der aufkommenden künstlichen Düngung Sorgen um die Bodenfruchtbarkeit machten. Dieser sogenannte „landwirtschaftliche Kurs“ Steiners war der Gründungsimpuls für die „biodynamische Wirtschaftsweise“. Bald schon wurden die nach ihren Maßgaben erzeugten Lebensmittel unter der Marke „Demeter“ vermarktet, die heute weltweit für beste Bioqualität steht. Dieses Pfingsten vor hundert Jahren war gleichzeitig auch der Beginn des Ökolandbaus: Bäuerinnen und Bauern entwickelten ein Bewirtschaftungssystem, gaben sich dafür gemeinsame Regeln und verbanden das mit einer Marke. Später kamen Betriebe aus der Verarbeitung und dem Handel hinzu. 2024 arbeiten weltweit – von Peru bis Japan, von Norwegen bis Australien – in 57 Ländern etwa 6.500 landwirtschaftliche Betriebe auf zusammen mehr als 200.000 Hektar Fläche, dazu kommen rund 2.500 Demeter-Mitglieder aus Verarbeitung und Handel.

Was macht Demeter-Produkte so besonders?
Alexander Gerber: Die besondere biodynamische Qualität, die von der Züchtung bis auf den Teller höchsten Ansprüchen entspricht. Demeter setzt bei Lebensmitteln auf Natürlichkeit und Ursprünglichkeit und untersagt daher einige Verarbeitungsschritte, die etwa bei Bio-Produkten, die nach der EU-Öko-Verordnung produziert werden, erlaubt sind. Demeter-Rohstoffe werden besonders schonend und werterhaltend verarbeitet. So wird Demeter-Milch zum Beispiel nicht homogenisiert.

gibt es im Sortiment von EDEKA Südwest (Stand 2023).

arbeiten EDEKA Südwest und Demeter vertrauensvoll zusammen.

Wie wichtig ist für Sie die Zusammenarbeit mit EDEKA Südwest?
Alexander Gerber: Sehr wichtig! Diese gute Zusammenarbeit besteht bereits seit 30 Jahren – also schon zu einer Zeit, in der Demeter-Produkte sonst fast ausschließlich im Naturkostfachhandel, auf Märkten und in Hofläden angeboten wurden. Durch die partnerschaftliche Beziehung konnten Demeter-Hersteller wie etwa „Berchtesgadener Land“, aber auch später dann die „Demeter HeuMilch Bauern“ vielen landwirtschaftlichen Betrieben im Südwesten ermöglichen, auf Demeter-Landwirtschaft umzustellen. Diese Höfe leisten wiederum immens viel für das Gemeinwohl, indem sie für Artenvielfalt sorgen, für Gewässer- und Naturschutz, für Landschaftspflege, aber auch für die Speicherung von CO₂, weil Demeter-Landwirtschaft es schafft, Humus aufzubauen.

Was für Pläne haben Sie bei Demeter für die Zukunft?
Alexander Gerber: Wir verstehen uns seit 100 Jahren als Entwicklungsgemeinschaft. Vor hundert Jahren ist die biodynamische Bewegung als Gegenentwurf zur aufkommenden Agrarindustrie entstanden – und auch heute bieten wir dieser eine Alternative, die in allen Bereichen nachhaltiger ist, weil sie in Kreisläufen und mit der Natur funktioniert, weil sie höchste Ansprüche ans Tierwohl, aber auch an das Miteinander hat. Ohne chemisch-synthetische Dünger und Pestizide und ohne Gentechnik! Demeter-Betriebe waren immer Pioniere und Vorreiter, etwa bei der Tier- und Pflanzenzüchtung, aber auch beim Umgang mit Brudertieren. Heute richten wir unsere Kraft auf die Herausforderungen der Zukunft aus: Klima-, Ressourcen und Bodenschutz sowie eine unabhängige bäuerliche Landwirtschaft.