Foodtrends wie Local Exotics

Ernährungswissenschaftlerin, Gesundheitspsychologin sowie Geschäftsführerin des von ihr gegründeten futurefoodstudios in Wien: Hanni Rützler ist die Expertin zum Thema Foodtrends. Wir haben mit ihr unter anderem über den Trend „Local Exotics“ gesprochen.

Unsere Esskultur verändert sich permanent. Es gibt kurzfristige Modeerscheinungen, die schnell wieder vergessen werden – aber auch Foodtrends, die länger andauern und sich immer weiterentwickeln. Beispielsweise durch verbesserte Technologien oder durch das wachsende Klima- und Umweltbewusstsein. Solchen Foodtrends ist Hanni Rützler auf der Spur und berichtet regelmäßig darüber.

Hanni Rützler

In ihren jährlichen Foodreports analysiert die Österreicherin Foodtrends, in denen sich die Sehnsüchte und Wünsche von Konsumentinnen und Konsumenten spiegeln. Darüber hinaus diskutiert und analysiert Hanni Rützler Lösungsvorschläge für drängende Probleme unseres gesamten Ernährungssystems – von der Landwirtschaft über die Lebensmittelproduktion und den Handel bis zur Gemeinschafts- und Individualgastronomie.

Frau Rützler, was steckt hinter dem Foodtrend „Local Exotics”?
Hanni Rützler: Durch Corona und die Lockdowns mit veränderten Arbeitssituationen wie Homeoffice und das häufigere Selber-Kochen wurde das Dauerbrenner-Thema Regionalität und lokale Lebensmittelproduktion noch mal stark angefeuert. Gleichzeitig gibt es aber auch eine Sehnsucht nach neuen kulinarischen Entdeckungen. Aber wenn man sich konsequent mit regionalen Produkten ernähren will, wird es schnell einseitig. Und mir ist in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass es vor allem bei Gemüse und zum Teil auch bei Obst Produzentinnen und Produzenten gibt, die auch im Hinblick auf den Klimawandel exotische Pflanzen anbauen, die es bei uns traditionell nicht gibt. Ein paar Beispiele sind zum Beispiel Artischocken, Quinoa, Oliven oder Süßkartoffeln.

„Local Exotics“ ist für mich ein starker Trend, weil er den Wunsch vieler Konsumentinnen und Konsumenten einerseits nach einer nachhaltigeren, regionalen Lebensmittelproduktion unterstützt und andererseits Abwechslung und Vielfalt hineinbringt. Das ist sozusagen der Kern: Trends brauchen immer ein Lösungspotenzial für aktuelle Wünsche und Sehnsüchte.

„Local Exotics“ können übrigens auch alte Sorten und Tierrassen sein, die in Vergessenheit geraten sind und jetzt wieder angebaut oder gezüchtet werden und die regionale Vielfalt bereichern. Es gibt also zum einen den Blick zurück, der sehr innovativ sein kann. Und zum anderen den Blick nach vorne, denn der Klimawandel stellt uns alle vor neue Herausforderungen.

„Local Exotics“ aus dem Südwesten

Kichererbsen

Kichererbsen gedeihen nicht nur in den Subtropen, sondern auch im Südwesten. Die landwirtschaftliche Genossenschaft LBV Raiffeisen eG Schrozberg, die in der Region Hohenlohe eigene EDEKA-Märkte betreibt, hat vor einigen Jahren ein innovatives Projekt zum Kichererbsenanbau gestartet.

Senf

Im Sortiment unserer Regionalmarke „Unsere Heimat – echt & gut“ gibt es auch Senf, der vom Familienunternehmen Schwabenstolz in Gundelsheim hergestellt wird. Die Senfkörner kommen von Partnerbetrieben aus der direkten Umgebung – teilweise wachsen die gelb blühenden Pflanzen in nur acht Kilometern Entfernung.

Glanrind

Das Glanrind ist eine traditionelle Rasse, die vorwiegend in Rheinland-Pfalz beheimatet ist und in den 1980er-Jahren beinahe ausgestorben wäre. In einigen EDEKA-Märkten erhalten Sie Fleisch vom Glanrind. Die Bio-Betriebe halten die Tiere dieser heimischen Rinderrasse in Mutterkuhhaltung und saisonal auf der Weide.

Ein weiterer noch relativ neuer Trend sind „Regenerative Foods“. Worum geht es da?
Hanni Rützler: Dabei liegt der Fokus nicht auf irgendwelchen Speisen, die auf unseren Tellern landen, sondern auf der Art und Weise, wie Lebensmittel produziert werden. Nachhaltigkeit ist die zentrale Herausforderung, der sich unser gesamtes Ernährungssystem stellen muss. Bei der regenerativen Landwirtschaft hat der Aufbau der Bodenfruchtbarkeit und die Regeneration der Ökosysteme höchste Priorität. Da wird gerade sehr viel geforscht und ausprobiert, wie man mit neuen Anbaumethoden Bodenfruchtbarkeit wieder herstellen kann. Der Anbau von Hülsenfrüchten kann zum Beispiel zu einer Regeneration der Äcker beitragen. Denn Hülsenfrüchte gehen mit ihren Wurzelknöllchen eine Symbiose mit Bakterien ein, die Stickstoff fixieren und den Boden damit anreichern.

#zukunftleben: Landwirtschaft und Klimaschutz

Um den Klimaschutz zu fördern, wollen wir auch die Erzeugerinnen und Erzeuger unserer Regionalmarke „Unsere Heimat – echt & gut“ zu einer Reduktion des CO₂-Ausstoßes animieren und haben dafür 2022 ein Projekt gestartet, bei dem auch Methoden der regenerativen Landwirtschaft zum Einsatz kommen.

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