„Gibt’s im Himmel Spaghetti?“ Hospizdienst für Kinder

Wenn klar ist, dass sich ein Leben frühzeitig dem Ende zuneigt, hebt das unsere Welt aus den Angeln. Insbesondere, wenn ein Kind erkrankt ist. Einrichtungen wie das Hospiz in Karlsruhe sind Familien dann eine große Stütze. Gerade der Umgang mit den Kindern – nicht nur den kranken – zählt dabei ganz besonders. Und ist vor allem nicht immer nur traurig.

Christine Ettwein-Friehs ist Leiterin des Hospizes in Karlsruhe, das im Jahr 2021 bereits seit 30 Jahren besteht. Es ist ein Zusammenschluss aller ambulanten Angebote für schwer kranke und sterbende Erwachsene, Kinder und trauernde Menschen jeden Alters in der Region. Der Kinderhospizdienst ist ein Teil davon. Doch dabei geht es bei Weitem nicht nur um das kranke Kind.

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Jeder verdient Aufmerksamkeit

„In einer Familie mit einem kranken Kind ist es meistens so: Die schlimmen Sachen passieren ganz bestimmt – z.B. der nächste Krankheitsschub. Die schönen Dinge passieren aber immer nur vielleicht“, erzählt Christine Ettwein-Friehs. Jedes Vorhaben hängt immer davon ab, wie es dem kranken Kind geht. „Und da kommen wir ins Spiel. Mit unserer Hilfe soll dem Kind vermittelt werden: Es gibt auch schöne Dinge, die bestimmt passieren. Wenn du morgen mit deiner Begleiterin oder deinem Begleiter vom Hospizdienst für den Zoo verabredet bist, dann kann es Katzen hageln – dann geht ihr da hin!“

Kinder denken anders

Um den Tod geht es bei solchen Treffen selten. „Wir begleiten immer nur das, was da ist: Wenn Gespräche über den Tod oder das Sterben kommen, dann kommen sie. Und wenn nicht, dann nicht.“ Die Erfahrung hat der Hospizleiterin gezeigt: Wenn Kinder das Thema Tod ansprechen, dann oft, weil sie es irgendwo aufgeschnappt haben. Für die Begleiterinnen und Begleiter gilt es dann herauszufinden, woher der Impuls eigentlich rührt. „Ein Kind hat zum Beispiel einmal gefragt: ,Gibt es im Himmel Spaghetti?‘ Die Begleiterin fragte nur nach: ,Spaghetti?‘ Und die Antwort des Kindes war: ,Ich hätte heute so Lust auf Spaghetti. Kannst du meiner Mama sagen, sie soll heute Spaghetti kochen?‘ Was anfangs dramatisch geklungen hat, war am Ende also einfach nur der Wunsch nach Nudeln.“

Schöne Dinge passieren ganz bestimmt: An einem Tag im Herbst organisiert das Hospiz in Karlsruhe immer einen Reittag, an dem die Familien – Kinder und Erwachsene – den Umgang mit Tieren ausprobieren können. „Zum Teil profitieren die kranken Kinder auch körperlich davon, sodass sie infolge auch therapeutisches Reiten in Anspruch nehmen“, erklärt Christine Ettwein-Friehs.

Besonders wichtig ist die Betreuung der Kinder auf sozialer und emotionaler Ebene. Die Verlässlichkeit, dass jemand nur für sie da ist, dass man gemeinsam etwas unternimmt, was Spaß macht – darauf kommt es an. Diesen Gedanken vertritt der Kinderhospizdienst Karlsruhe genauso wie das Kinderhospiz Leonberg (Foto) – beide gehören dem Bundesverband Kinderhospiz e.V. an.

Deutscher Hospiztag

Der deutsche Hospiztag findet jedes Jahr am 14. Oktober statt, um auf die Situation von lebensverkürzend erkrankten und sterbenden Menschen und deren Angehörigen aufmerksam zu machen. Er wurde im Jahr 2000 vom Deutschen Hospiz- und Palliativverband ins Leben gerufen. Viele Hospizeinrichtungen in Deutschland nutzen den Tag in der Regel für Veranstaltungen wie zum Beispiel Benefizkonzerte und Gedenkgottesdienste.

Ohne Ehrenamt geht es nicht

Britta Hansen engagiert sich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Sterbebegleitung des Hospizes in Karlsruhe. Ein Jahr lang hat die ehemalige Richterin für ihre Arbeit im Erwachsenenhospizdienst Abendkurse und Seminare am Wochenende besucht, um das notwendige Rüstzeug für das Ehrenamt zu erhalten. Denn sie hat festgestellt: „Vielen fällt es heute schwer, über den Tod zu sprechen und ihn damit in ihr Leben zu lassen. So haben die Menschen vielleicht auch ein Stück weit verlernt, wie sie damit umgehen sollen.“ Das und die Veränderung gesellschaftlicher und sozialer Strukturen machen die Hospizarbeit immer wichtiger.

„Der Bedarf an Sterbebegleitung im Erwachsenenhospizdienst wächst“, sagt Christine Ettwein-Friehs. Deshalb freut sie sich über alle, die den Schritt machen und sich in diesem Ehrenamt engagieren wollen. „Es ist sicher nicht für jede und jeden das Richtige, das weiß ich. Aber selbst, wenn jemand nur den Einstiegskurs macht, haben wir die Person zumindest für die Hospizbewegung sensibilisiert. Und das ist viel wert.“

Rückhalt in der Gemeinschaft

Mehr als 100 Ehrenamtliche bilden den Kern des Hospizes in Karlsruhe und setzen sich auf diese Weise dafür ein, dass das Leben bis zum Ende gelebt werden darf. Zwölf hauptamtliche Mitarbeitende bilden dabei das Gerüst, das dieses Engagement stützt. Sie kümmern sich zum Beispiel um Förderungsanträge bei Krankenkassen der Betroffenen, um die Einsatz-Dokumentation der Ehrenamtlichen und sorgen dafür, dass der gemeinsame Konsens für die Qualität der Hospizarbeit eingehalten wird. Außerdem arbeiten ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende die Erlebnisse und Erfahrungen aus der Sterbebegleitung in regelmäßigen Supervisionen auf, in denen dann zum Beispiel auch Kerzen für die kürzlich Verstorbenen angezündet werden.

Mitarbeitende von EDEKA Südwest spenden fürs Hospiz

Trotz der Förderung durch die Sozialgesetzgebung sind Spenden für das Hospiz in Karlsruhe enorm wichtig, da jene nur die Personalkosten deckt. Um das Angebot für die Familien sowie den Bildungsbereich weiter ausbauen zu können, sind nach wie vor weitere Hilfen notwendig. Dafür haben sich auch die Mitarbeitenden von EDEKA Südwest eingesetzt und eine stattliche Summe gespendet.

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